Wissenschaftliches Programm

Den Kernbestand des wissenschaftlichen Teils des Symposiums bilden die vier Sektionen mit unterschiedlichen historischen, theoretischen, regionalen und kulturellen Perspektiven, die in jeweils neun wissenschaftliche Panels beleuchtet werden. Daneben werden zwei renommiert besetzte Keynotes sowie sechs international besetzte Round Tables zu einer intensiven Diskussion beitragen.

Die vier Sektionstitel lauten:

  1. Brecht in der Fremde / Der fremde Brecht. Neue Perspektiven auf Brechts Zeit in der Migration und die Theaterarbeit »nach Brecht« in DDR und BRD
  2. Theater unter Fremden. Brechts Idee eines transkulturellen Theaters und deren Fort­leben im Theater von Migrationsgesellschaften
  3. Foreign affairs in a global world. Künstlerische Verfahren nach Brecht in regionalen und sozialen Brennpunkten weltweit
  4. Fremde spielen. Lehrstücke und Theaterarbeit nach Brecht mit nicht/professionellen Akteuren

Laden Sie sich hier das Ablaufprogramm des Symposiums bzw. das vollständige Book of Abstracts herunter.

Keynotes

»Ohne Halt und in großer Fahrt« Brecht im Transit. Gestisch leben
Günther Heeg

Do, 20.06.2019, 11:00—12:00 Uhr
Schauspiel Leipzig, Diskothek

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Brechts Leben im Unterwegs, »öfter als die Schuhe die Länder wechselnd«, hat sich in seiner Arbeit niedergeschlagen und transformiert. Sein migrantisches Schreiben kreist um die Erfahrung einer Transit-Existenz zwischen fremd gewordener Vergangenheit und einer Zukunft am fremden Ort. Von hier aus entwickelt er Strategien des Überlebens, die in Zeiten der Globalisierung und deren Reaktionsbildungen Fundamentalismus, Populismus und Xenophobie von größtem Nutzen sind. Brechts gestische Praxis der wiederholenden Aneignung fremder Zeiten und Räume impliziert die grenzüberschreitende Enteignung jedweden kulturellen Besitz- und Identitätsanspruchs. Unter der Devise „Gestisch leben“ ermöglicht sie ein transkulturelles Spiel aus Nähe und Ferne, Distanz und Engagement, Fremdem und Eigenem. Ihr Ziel ist die wechselseitige Anverwandlung des Fremden in einem Theater unter Fremden.

 

Günther Heeg, Prof. Dr., ist Direktor des Centre of Competence for Theatre (CCT) der Universität Leipzig und Vizepräsident der International Brecht Society (IBS). Aktuelle Forschungsschwerpunkte: die Idee eines transkulturellen Theaters, Bertolt Brecht, die Wiederholung und Aneignung von Geschichte, Theater für alle und von allen sowie zeitgenössisches Musiktheater. Leiter des BMBF-Forschungsprojekts »Fremde spielen. Amateurtheater als Medium transkultureller Bildung«. Neue Publikationen: »Das transkulturelle Theater« (2017). »Willkommen anderswo – sich spielend begegnen. Theaterarbeit mit Einheimischen und Geflüchteten« (Mhg., 2017), »Recycling Brecht. Materialwert, Nachleben, Überleben« (Hg., 2018).

»Ich bin gekommen, um das Brecht-Theater zu lernen«
Emine Sevgi Özdamar

Sa, 22.06.2019, 09:00—10:00 Uhr
Schauspiel Leipzig, Diskothek

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Emine Sevgi Özdamar erinnert sich traumwandlerisch an ihre Zusammenarbeit mit Benno Besson, die ihren Anfang an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz 1976 in Ost-Berlin nahm. Dazu liest sie im Roten Salon aus ihrem autobiografischen Roman »Seltsame Sterne starren zur Erde. Wedding – Pankow 1976/77«. Im Sternfoyer trifft sie auf Günther Heeg und spricht mit ihm über ihr Verhältnis zur Türkei, zur Sprache, über die Kraft der Poesie und ihren Zugang zu Brecht. Es sind ihre Bewunderung für die Sprache Brechts und ihre Neugier nach einem Brechtschen Theater, die sie nach dem Militärputsch nach Deutschland führten. Wieder im Roten Salon streift Emine Sevgi Özdamar über private Fotografien aus ihrem Alltag und dokumentarische Fotografien aus ihrer Theaterarbeit, Skizzen, die sie als Assistentin von Benno Besson während der Proben angefertigt hat und Zeichnungen. Sie gibt tiefgreifende und umfassende Einblicke in ihr eindrucksvolles Leben und ihre bedeutende Arbeit als Schauspielerin, Regisseurin, Dramaturgin und Schriftstellerin.

Emine Sevgi Özdamarist Schauspielerin, Regisseurin, Dramaturgin und Schriftstellerin. Sie studierte Schauspiel in Istanbul und kam nach dem Militärputsch 1971 in der Türkei nach Deutschland. Sie arbeitete mit Benno Besson und Matthias Langhoff an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, begleitete Benno Besson nach Avignon und war unter der Intendanz von Claus Peymann in Bochum festangestellt. Für ihre Werke erhielt Özdamar zahlreiche Auszeichnungen. 2017 wurde sie in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen.

Round Tables

Folgende Round Tables sind derzeit geplant (tbc):

Do, 20.06.2019 9:00—10:30 Uhr
Schauspiel Leipzig, Diskothek
Round Table FREMD/STRANGE

mit Satako Abe, Micha Braun, Michelle Bray, Motoi Miura
Moderation: Veronika Darian

Do, 20.06.2019 21:00—22:30 Uhr
Schauspiel Leipzig, Großer Saal

 

Round Table LEHRSTÜCK & THEATER NACH BRECHT MIT NICHT/PROFESSIONELLEN AKTEUREN

mit Anja-Christin Winkler, Cornelia Blochmann, Florian Vaßen, Ole Frahm & Beteiligten aus dem Projekt JASAGER / NEINSAGER
Moderation: Patrick Primavesi

Fr, 21.06.2019 16:00—17:30 Uhr
Schauspiel Leipzig, Diskothek

 

 

Round Table AKTUELLE PUBLIKATIONEN & FORSCHUNGSFELDER

mit Jeanne Bindernagel, Stephen Brockmann, Tom Kuhn, Erdmut Wizisla
Moderation: Nikolaus Müller-Schöll

Sa, 22.06.2019 17:30—19:00 Uhr
Schauspiel Leipzig, Diskothek
Round Table KUNST / LEBEN / POLITIK

mit internil (Arne Vogelgesang, Marina Miller Dessau), Jane Viola Felber, Franz Knoppe, Skadi Jennicke, Kevin Rittberger
Moderation: Micha Braun

So, 23.06.2019 14:00—16:00 Uhr
Schauspiel Leipzig, Diskothek
Round Table `STRANGENESS` AND TRANSCULTURAL THEATRE

mit Ira Avneri, Joachim Fiebach, Loren Kruger, Dorothee Ostmeier, Markus Wessendorf
Moderation: Marc Silberman