Universität Leipzig – Universitas Litterarum
Die 1409 gegründete Universität Leipzig gehört zu den ältesten Universitäten Europas. Zahlreiche Persönlichkeiten von Weltruf haben hier gelehrt oder studiert, wichtige Impulse für die Entwicklung der Wissenschaften kamen immer wieder auch aus Leipzig. Mit ihrem breiten Fächerkanon und besonderen Akzenten in den Geistes-, Natur- und Lebenswissenschaften hat sie sich einen nationalen und internationalen Ruf erworben. Heute strebt die weltoffene Universität Leipzig als moderne Volluniversität einen führenden Platz unter den deutschen Universitäten an. 14 Fakultäten mit über 130 Instituten und Zentren setzen auf fächer- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit in Forschung und Lehre, auf Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft sowie verstärkte internationale Zusammenarbeit.
Die Alma mater Lipsiensis hat seit ihrem Bestehen Gelehrte von Weltruf wie Wilhelm Wundt, Werner Heisenberg und Gustav Hertz zu ihren Lehrern gezählt. Hier studierten Gottfried W. Leibniz, Johann W. Goethe und Friedrich Nietzsche. Heute wirken 150 000 Alumni als Botschafter der Universität Leipzig im In- und Ausland. Zu ihnen gehören die Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Schriftsteller Christoph Hein und die Fernsehjournalistin Maybrit Illner.
Blick in die Kustodie – nur eine von vielfältigen Museen und Sammlungen der Universität Leipzig.
Foto: Marion Wenzel/Universität Leipzig
Die Universität bereichert mit ihrer jahrhundertealten Universitätsbibliothek, dem Universitätsarchiv, den Kunstsammlungen und dem Deutschen Literaturinstitut das Leipziger Kulturleben. Der älteste Botanische Garten Deutschlands, drei Museen und die Lehrsammlungen ziehen zahlreiche Besucher an. Das Antikenmuseum am Nikolaikirchhof beherbergt eine der ältesten Sammlungen griechischer und römischer Altertümer an deutschen Universitäten. Im Ägyptischen Museum findet man die größte Universitätssammlung ihrer Art in Deutschland. Das Museum für Musikinstrumente im Grassi-Museum besitzt etwa 5 000 Musikinstrumente. Die 1891 eröffnete Bibliotheca Albertina ist das Hauptgebäude der über 450 Jahre alten Universitätsbibliothek, die insgesamt 15 Standorte umfasst. Sie verfügt über 5 Mio. Bücher und 850 Lesesaalplätze. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Bibliotheca Albertina wurde von 1992 bis 2002 wiederaufgebaut. Das Universitätsorchester, der Universitätschor und die Unibigband erfreuen jährlich Tausende Zuhörer.
Das Neue Augusteum und das Paulinum prägen das Gesicht der Universität im Herzen der Stadt. Rund um das Leibnizforum, den Innenhof der Universität mit Leibnizdenkmal und Schinkeltor, stehen außerdem das Hörsaalgebäude, das Seminargebäude und das Institutsgebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli als geistig-geistliches Zentrum der Universität erinnert in seiner Gestaltung mit der versetzten Rosette an die 1968 gesprengte Paulinerkirche. Die Deckengestaltung mit den Glassäulen, der Paulineraltar, die restaurierten Epitaphien, die große Jehmlich- und die kleine Schwalbennestorgel geben dem Raum, in dem universitäre Veranstaltungen, Konzerte und Gottesdienste stattfinden, sein besonderes Gesicht.
Neues Augusteum und Paulium – Aula und Universitätskirche St. Pauli vom Augustusplatz aus gesehen – in unmittelbarer Nähe zum Neuen Gewandhaus, der Oper Leipzig und dem Krochhochhaus.
Foto: Swen Reichold/Universität Leipzig
Charakteristisch für die Universität Leipzig sind ihre zahlreichen Auslandskontakte, ihre hohe Mobilitätsquote und ihre international vernetzte Lehre, die besonders durch gemeinsame Studienangebote mit ausländischen Partnereinrichtungen gefördert wird. 34 inter-nationale Studienprogramme stehen für die globale Ausrichtung eines Studiums in Leipzig. 3 300 Studierende aus über 150 Ländern beleben durch ihre kulturellen Erfahrungen den wissenschaftlichen Diskurs und das Leben auf dem Campus. Die Universität Leipzig bewahrt damit die in Jahrhunderten gewachsene Tradition ihrer weltweiten Ausstrahlung und festigt ihre Rolle als internationale Ausbildungs- und Forschungsstätte. Ein Welcome Centre erleichtert ausländischen Gastwissenschaftlern die Integration.
Das Centre of Competence for Theatre
Das Centre of Competence for Theatre (CCT) ist eine wissenschaftliche Einrichtung an der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig. Unser Team möchte die regionale, nationale und internationale Kooperation der Universität Leipzig auf dem Gebiet des Theaters und der kulturellen Bildung verstärken. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft verbinden wir daher Expertenkenntnisse auf allen Gebieten der Theater- und Kunstproduktion miteinander und machen diese öffentlich sichtbar.
Dazu kooperieren wir mit Theaterhäusern regional und überregional und fördern praxisorientierte Forschung und Lehre sowie die Vermittlung zwischen Theorie und Praxis mit Partnern innerhalb und außerhalb der Universität. Im Verbund mit unseren Praxispartnern gestalten wir eine Vielzahl von Vermittlungsangeboten und etablieren einen regen Austausch in Form verschiedener Diskursformate und einer Transkulturellen Akademie für soziale Theaterbildung.
Das Centre of Competence for Theatre versteht sich als ein Ort der öffentlichen Wissenschaftsvermittlung und transkulturellen Bildung, der in die Gesellschaft hineinwirkt. Es bietet ein Forum für die öffentliche Diskussion theaterästhetischer, theaterpolitischer und kulturpolitischer Fragen, die sich mit den Herausforderungen von Gesellschaften im Wandel befassen. Zudem stellt das Zentrum durch sein weitreichendes, internationales Netzwerk auch eine wichtige Säule zukünftiger Theater-Ausbildung und -Arbeit dar.
Wissenschaftler*innen, Studierende und Theaterpraktiker*innen im intensiven Gespräch – hier während des Festivals WILLKOMMEN ANDERSWO – sich spielend begegnen im Mai 2017 in Bautzen – u.a. so versteht das CCT seine Vermittlungsarbeit. Foto: David Baltzer
Um die Sichtbarkeit des Kompetenzzentrums zu erhöhen und die internationale Expertise in Forschung, Lehre und öffentliche Vermittlung in Leipzig zu verankern, ist zum Wintersemester 2017/18 die Bertolt Brecht Gastprofessur der Stadt Leipzig am CCT eingerichtet worden. Diese bringt einen nachhaltigen Theorie-Praxis Transfer zwischen Wissenschaften und Künsten sowohl in die Lehre am Institut für Theaterwissenschaft als auch in den öffentlichen Diskurs der Stadt Leipzig ein. Die Gastprofessur wird halbjährlich an herausragende Praxisvertreterinnen und -vertreter der darstellenden Künste und ihrer medialen Reflektion vergeben, welche eine nachweisliche Bereicherung des wissenschaftlichen Diskurses und/oder der wechselseitigen Reflektion von Theorie und Praxis des Theaters in allen seinen Spielformen zu erbringen versprechen.
Die Gastprofessur wurde im Wintersemester 2017/18 mit Peter Konwitschny erstmalig besetzt. Der international renommierte und vielfach ausgezeichnete Regisseur ist einer der prominentesten Akteure des internationalen Musiktheatergeschehens der letzten Jahrzehnte. Seine wichtigsten Arbeiten wurden in Leipzig in einer öffentlichen Diskussion vorgestellt; gleichzeitig erarbeitete er mit Leipziger Studierenden ein szenisches Projekt zu Bernd Alois Zimmermanns moderner Oper Die Soldaten.
Im Sommersemester 2018 ging die Bertolt Brecht Gastprofessur der Stadt Leipzig an Motoi Miura. Er ist einer der bedeutendsten Regisseure des japanischen Gegenwartstheaters mit internationaler Wirkung und Ausstrahlung. Miura und seine Compagnie CHITEN („Ort“, „Platz“) aus Kyôto beziehen sich implizit und explizit auf Brecht: Mit FATZER (2013) hatten sie zwei Gastspiele in Leipzig und bei den Fatzer-Tagen in Mülheim. Im Rahmen der Bertolt Brecht Gastprofessur hat Miura mit den Studierenden des Instituts für Theaterwissenschaft szenisch zu Die drei Schwestern von Anton Tschechow gearbeitet. Zum 16. Symposium der International Brecht Society BRECHT UNTER FREMDEN werden Motoi Miura und CHITEN mit ihrer Produktion Brechtseller wieder in Leipzig zu Gast sein.
Die Arbeit des CCT in Lehre, Forschung und Vermittlung konzentriert sich derzeit auf zwei Themenfelder:
Theater für/von alle(n)
- Theater als (breiten)kulturelle Praxis, die über die professionelle Theaterarbeit und ihre Institutionen hinausgeht: Theaterarbeit von/mit nicht-professionellen Akteuren und/oder Amateuren, inklusive Theaterarbeit, Theater für/mit Geflüchtete/n, marginalisierte Gruppen, Minderheiten etc.
Theater als Medium transkultureller Bildung
- Theater als Ort und Medium der Begegnung von unterschiedlichen kulturellen Entwürfen und Praktiken, das nicht von geschlossenen kulturellen Identitäten ausgeht, sondern immer schon die Gespaltenheit der ‚eigenen‘ Kultur mitdenkt und ausstellt.
Das Leipziger Institut für Theaterwissenschaft
Das Rothe Colleg, eines der ältesten Gebäude der Universität Leipzig, in der Ritterstraße, welches auch das Institut für Theaterwissenschaft beherbergt. Foto: Christiane Richter
Theaterwissenschaft gibt es in Leipzig in wechselvoller Geschichte und in wechselnden Institutionen seit 1922. Das Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig wurde im Dezember 1993 auf dem Papier gegründet und zum Wintersemester 1994/95 nahm es den Lehrbetrieb auf.
Die Leipziger Theaterwissenschaft hat dabei ein im deutschsprachigen Raum einmaliges Profil entwickelt: Sie erforscht Theater in allen seinen Erscheinungsformen auf den Ebenen der Historiographie, der historischen Anthropologie und der Transmedialität, wobei diese Ebenen als miteinander korrespondierende verstanden werden. Der aus der historisch-kritischen Forschung gewonnene Begriff von Theater als kulturelle Praxis umfasst alle entsprechenden rituell-spielerischen, sozialen und artifiziellen Praktiken außerhalb und innerhalb der historisch veränderlichen Institution Theater – bezogen auf die gesamte Geschichte und nicht allein auf einzelne Epochen.
Denn Theater als Praxis, Kunstform und Institution ist ein konstitutiver Bestandteil von Kulturen. Die historische und regionale Ausdifferenzierung dieses Kulturbestandteils untersuchen wir in ihren Strukturen, Formen und Funktionen. Wir betrachten alle Spezifikationen von Theater – wie Oper, Tanz, Schauspiel, Puppenspiel – ebenso wie theatrale Praktiken innerhalb und auch außerhalb des institutionalisierten Theaters – etwa die Inszenierung des Politischen, die Ästhetisierung des Alltags, Formen der gesellschaftlichen Selbstdarstellung und der Ritualisierung, Reenactments historischer Ereignisse oder öffentliche Spektakel.
Notwendig und besonders in der deutschsprachigen Theaterwissenschaft ist damit die umfassende und intensive Verbindung von Gegenwartstheater und Theatergeschichte in Forschung, Lehre und Praxis. Dem entsprechen in methodischer Hinsicht die gemeinsam vertretene Perspektive der Historizität und das Verfahren des Historisierens, in kritischer Relativierung von überkommenen Mustern, Werten und Institutionen ebenso wie von kurzfristig ausgerufenen Paradigmenwechseln der Forschung. Die Geschichtlichkeit gegenwärtiger (trans-)kultureller Praxis und die Gegenwärtigkeit von Geschichte werden exemplarisch reflektiert, unter anderem durch die Publikationsreihe Leipziger Beiträge zur Theatergeschichtsforschung, die drittmittelgeförderten Forschungsprojekte zu Beständen des Tanzarchivs Leipzig (zu Körperpolitiken in den Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts und in der DDR) sowie zum Verhältnis von Arbeit und Rhythmus und das DFG-Forschungsprojekt Das Theater der Wiederholung zu paradigmatischen Formen der Aneignung von Vergangenheit.
Studierende der Leipziger Theaterwissenschaft mit Masken der Familie Flöz (Berlin) auf der Solidaritätsveranstaltung „Die Theaterwelt läuft Sturm“ im Februar 2014 im Schauspiel Leipzig.
Foto: Ingo Rekatzky
Aktion Stühle in der Stadt – Performances im öffentlichen Raum mit Studierenden der Leipziger Theaterwissenschaft. Foto: Ingo Rekatzky
Das Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig bietet hervorragende Berufsperspektiven. Der wissenschaftliche Aufbau und die Organisation des Studiums sind auf zukünftige Arbeitsfelder hin orientiert. Dabei werden frühzeitig neue Entwicklungen erkannt und aktiv mitgestaltet, anstatt sich auf die Zuarbeit zum Betrieb der bestehenden Institutionen zu beschränken. Wie die neueste Alumni-Umfrage ergeben hat, liegen Schwerpunkte der beruflichen Tätigkeiten in der Produktion, der Dramaturgie sowie der Öffentlichkeitsarbeit an Theaterhäusern und für Festivals oder freie Theater-, Tanz- und Performancegruppen sowie im zunehmend relevanten Bereich des kuratorischen Arbeitens oder im Kultur- und Veranstaltungsmanagement. Neben der weiterführenden wissenschaftlichen und praktischen Arbeit an Universitäten, Hochschulen und Kulturinstituten sind unsere Absolvent*innen in der Theater-, Film- und Kunstkritik bei Rundfunk und Fernsehen, Printmedien und im Internet tätig.