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Mittwochslounge mit Stephen Brockmann: The Freest Country in the World
16 Oktober
17:00—18:30
Ritterstraße 16
Leipzig, 04109 Deutschland
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg:innen und Studierende, liebe Freund:innen,
wir freuen uns sehr, Sie auch in diesem Semester zu unserer regelmäßigen MittwochsLounge von Institut für Theaterwissenschaft und dem Centre of Competence for Theatre (CCT) einladen zu können. Die erste Ausgabe wartet bereits mit einem besonderen Highlight auf:
Buchvorstellung und Diskussion mit
Prof. Dr. Stephen Brockmann
Professor of German, Carnegie Mellon University, Pittsburgh
The Freest Country in the World
Das letzte Jahr der DDR in Bildern, Texten und Filmen
Moderation: Micha Braun und Veronika Darian
Die Jahre 1989–1990 waren in der DDR eine Zeit großer Offenheit und Möglichkeiten, welche von vielen Bürgern als beglückend und mit einem beispiellosen Gefühl der Freiheit erlebt wurde. Die Erinnerung daran wurde jedoch seitdem durch einen erst nachträglich formulierten ‚Zweck‘ überlagert: Zahllose mediale und politische Erzählungen haben den Prozess der revolutionären Transformation auf das Ziel der nationalen Wiedervereinigung hin zugespitzt. In der öffentlichen Wahrnehmung führte das zu einem Kurzschluss: Inzwischen wird die Friedliche Revolution in der DDR mit dem Fall der Berliner Mauer und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 gleichgesetzt. Das zentrale nationale Mahnmal für diese Ereignisse, dessen Fertigstellung in Berlin eben wieder verschoben wurde, trägt den Namen „Denkmal für Freiheit und Einheit“. Dies erweckt ebenfalls den Eindruck, als wären Freiheit und Einheit dasselbe und als wäre die nationale Einheit das Ziel der ostdeutschen Revolutionäre vom September und Oktober 1989 gewesen.
Im Jahr 2023 veröffentlichte der amerikanische Germanist Stephen Brockmann sein Buch „The Freest Country in the World“, das er nun in einem Vortrag und Gespräch in Leipzig, einem der Ausgangspunkte für die Proteste und Demonstrationen von 1989, vorstellen wird. Die These des Buches geht davon aus, dass die Erinnerung an die Revolution durch eine scheinbare Gewissheit über eine vom Westen dominierte Wiedervereinigung verdeckt wurde. Im Fokus der Betrachtung steht demgegenüber ein Moment von Freiheit, der das Leben vieler Menschen nachhaltig geprägt hat. Dazu untersucht Brockmann eine Vielzahl von dokumentarischen, literarischen und filmischen Darstellungen einer Entwicklung, die bereits vor den ersten Demonstrationen begann, mit der Wiedervereinigung einen nur vorläufigen Endpunkt erreichte und sich in den folgenden Jahren des Strukturwandels fortsetzte. Er analysiert all diese Darstellungen hinsichtlich ihrer Narrative und Annahmen über ‚das freieste Land der Welt‘, das in großer Eile einem Prozess ausgesetzt war, der zu seiner Abschaffung führte.
Wir würden uns sehr freuen, Sie dazu begrüßen zu dürfen!